Zusammenfassung der Arbeit

 

 

 

„Standortgerechte“ Landnutzungssysteme in der kleinbäuerlichen Landwirtschaft West-Kenyas – Möglichkeiten und Akzeptanz am Beispiel des Bungoma Districts

 

Die gegenwärtige Situation vieler Länder des tropischen Afrikas ist durch schwerwiegende Strukturdefizite gekennzeichnet. Große Bedeutung kommt dabei dem Problemkomplex einer unzureichenden Nahrungsmittelproduktion bei gleichzeitig kontinuierlichem Bevölkerungswachstum und zurückgehenden Landreserven zu. Die sich daraus ergebende Notwendigkeit der Erhöhung der Agrarproduktion ist demnach nur über eine Steigerung der Flächenerträge möglich. In Kenya wurde diesem Problem mit dem Import unangepasster "high-external-input" -Techniken im Rahmen der Grünen Revolution in Verbindung mit aufwendigen baulichen Erosionsschutzmaßnahmen begegnet. Dies führte einerseits, vor allem in Gebieten mit hohem landwirtschaftlichem Potential, zu teilweise enormen Ertragssteigerungen, insbesondere bei Mais, der die Nahrungsgrundlage der Bevölkerung darstellt; andererseits konnte der flächenmäßigen Ausdehnung der Bodenerosion nur teilweise Einhalt geboten werden. Für den Großteil der ressourcenarmen Kleinbauern, die einen essentiellen Beitrag zur Nahrungsmittelproduktion des Landes liefern und sich die teuren externen Inputs nicht mehr leisten konnten, bedeutete dieses Entwicklungskonzept eine Marginalisierung. Der zusätzliche Verlust autochthonen Wissens über nachhaltige Methoden der Landbewirtschaftung infolge der "Modernisierung" der Landwirtschaft führte dazu, dass sich heute viele Kleinbetriebe in einem ökologischen Ungleichgewicht befinden.

Die zunehmende Kritik an diesem Konzept führte zur Entwicklung alternativer Anbaustrategien, die im Rahmen eines "low-external-input" -Ansatzes auf traditionellen Anbausystemen und autochthonem Wissen aufbauen. Dies bedeutet, dass auf der Grundlage möglichst geschlossener Nährstoff-, Energie- und Wasserkreisläufe und erhöhter biologischer Diversität Landbaumethoden praktiziert werden sollen, die sowohl ökologisch als auch sozioökonomisch den jeweiligen Standortbedingungen angepasst sind und somit als "standortgerechte Landnutzungssysteme" bezeichnet werden können. Diese ermöglichen durch ausschließlich positive externe Effekte auf lokaler Ebene eine nachhaltige Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion bei gleichzeitiger Erhaltung der natürlichen Produktionsgrundlagen; auf globaler Ebene werden sie darüber hinaus der Forderung nach der Erhaltung genetischer Ressourcen und der Biodiversität gerecht.

In der vorliegenden Arbeit wird am Beispiel von Kleinbauern im Bungoma District, West Kenya, versucht, einen Beitrag zu der Frage nach der Übertragbarkeit dieses Konzepts auf Standorte mit unterschiedlichen Voraussetzungen zu leisten und spezifische Implementierungshindernisse aufzuzeigen. Zentraler Bestandteil der Arbeit ist die Erfassung betriebsinterner Möglichkeiten und Hindernisse bezüglich einer Einführung stand-ortgerechter Landnutzungssysteme sowie eine Einschätzung in Bezug auf die Akzeptanz solcher Maßnahmen durch die betroffenen Bauern.

Die derzeit praktizierte Landbewirtschaftung zeichnet sich durch permanenten Ackerbau mit fehlenden Naturbrachen und Fruchtfolgen sowie die unzureichende Rück- bzw. Zuführung von Nährstoffen auf sich verknappenden Flächen aus und lässt, vor allem im Hinblick auf ökologische Grunderfordernisse für eine Erhaltung der natürlichen Ressourcen, kaum Strukturen einer standortgerechten Wirtschaftsweise erkennen. Unter Einbeziehung der Situation der Kleinbauern und ihrer landwirtschaftlichen Ziele und Probleme kann eine Rückbesinnung auf autochthones Wissen und traditionelle Anbausysteme, die durch neue Erkenntnisse bereichert werden, einen tragfähigen Entwicklungsweg darstellen. In informellen Interviews mit Kleinbauern aus Siangwe, Sang′alo sublocation, wurde deutlich, dass eine Implementierung standortgerechter Landbaumethoden auf Grundlage der in Einklang mit traditionellen Anbaustrukturen und der lokalen Klimaxvegetation stehenden Integration von Bäumen und Hecken in die bestehenden Anbausysteme realisierbar wäre; ein zweites "Standbein" kann die Optimierung der in der Regel bereits praktizierten Mistdüngung darstellen. Implementierungshindernisse können vor allem auf sozialer Ebene auftreten, z.B. bei einer notwendigen Umverteilung von Arbeit auf die einzelnen Familienmitglieder.

Es ist jedoch nicht zu erwarten, dass eine solche Entwicklung ohne externe Einflüsse, d.h. von den Bauern selbst, initiiert wird. Die Umsetzung des Konzepts des standortgerechten Landbaus ist demnach nur möglich, wenn es von der Regierung mitgetragen wird, da für einen gut funktionierenden Beratungsservice, die Verfügbarkeit erschwinglicher Kredite und sektorübergreifende Maßnahmen im Sinne einer integrierten ländlichen Entwicklung erhebliche finanzielle Mittel bereitgestellt werden müssten, die es dem einzelnen landwirtschaftlichen Betrieb ermöglichen, mit einem möglichst geringen Fremdmitteleinsatz zu wirtschaften.

 

 

 

 

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