Buchtipps Westafrika

 

 

 

 

 

Nigel Barley:

 Traumatische Tropen. - Notizen aus meiner Lehmhütte

(engl.: The innocent Anthropologist)

 

 

 

 

Heitere und informative Reise nach Kamerun

Mit typisch britischem Humor und einer guten Prise Selbstironie erzählt der Ethnologe Nigel Barley von seinem
Feldforschungsaufenthalt bei einem kleinen Bergvolk im Norden Kameruns. Auch wenn er anfangs einige Male –
wie er auch selbstkritisch zugibt – etwas naiv an die Dinge herangeht, indem er blind voraussetzt, dass
beispielsweise Behörden, Post, Banken etc.. in Afrika ähnlich funktionieren wie in der Heimat, kann
man ihm dies nicht verdenken, da dies wahrscheinlich fast jedem passiert, der zum ersten Mal nach Afrika kommt.

Doch er erträgt die Schikanen – ganz der Brite - meist geduldig und mit einem bemerkenswerten Humor,
so dass man nicht selten in der Lektüre innehalten und lachen muss – so zum Beispiel bei der Szene in der
Botschaft, wo zwei an einem Streifen zusammenhängende Passbilder und die zu ihrer Trennung erforderliche Schere
dem Botschaftspersonal einige Probleme bereiten. Aber auch viele andere komische Situationen sind absolut
realitätsnah und typisch für den afrikanischen Alltag, einschließlich der dort temporär ansässigen Weißen.

Mit seiner heiteren und zugleich auch sehr informativen Art des Erzählens und seiner offenen Einstellung
gegenüber der fremden Kultur zeichnet er ein glaubhaftes Bild vom Leben in einer ländlichen Region Afrikas sowie
von den Menschen, mit denen er während seins Aufenthaltes zu tun hatte.

 

 

 

 

 

 Nigel Barley:

Die Raupenplage

  (engl.: A Plague of Caterpillars. - A Return to the African Bush)

 

 

 

 

 


Erneut zieht es Nigel Barley auf Forschungsreise zum Volk der Dowayo nach Kamerun und wieder gilt es,
allen möglichen Widrigkeiten des afrikanischen Alltags zu trotzen.
Wie immer nimmt er's weitgehend mit Humor und berichtet mit viel Witz und Selbstironie vom
Scheitern seines Forschungsvorhabens - eine sehr gelungene Fortsetzung von "Traumatische Tropen".

 

 

 

 

William Boyd:

 Brazzaville Beach

 
 

 

Die Wissenschaftlerin Hope Clearwater lebt am Brazzaville Beach und erzählt rückblickend ihre aus
zwei Handlungssträngen aufgebaute Geschichte, deren Schauplätze in Afrika und England liegen.

So berichtet sie von ihrer gescheiterten Ehe mit einem Mathematiker, die sie nach Afrika fliehen lässt,
von ihrer Affäre mit einem Ägypter, vor allem aber von ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit in einem
Forschungscamp mitten im afrikanischen Regenwald, wo sie das Zusammenleben wilder Schimpansen studiert.
Im Land herrscht schon seit längerem Bürgerkrieg und auch im Camp selbst ist die Atmosphäre angespannt.
Die Situation verschärft sich, als Hopes Forschungsergebnisse denen des angesehenen
Schimpansenforschers Eugene Mallabar, dem Gründer und Leiter des Forschungscamps, zuwider laufen.
Der von ihr beobachtete, auf Eifersucht und Missgunst beruhende, grausame Schimpansenkrieg
spiegelt sich dabei sowohl in den zunehmenden zwischenmenschlichen Konflikten als auch
im Bürgerkriegsgeschehen wider.

William Boyd führt beide Handlungsstränge gekonnt zu einem packenden Afrikaabenteuer zusammen,
in dem neben spannenden Erkenntnissen aus der Primatenforschung auch interessante
Exkurse in die Mathematik, Botanik und die Philosophie ihren Platz finden.

 

 

 

 

 William Boyd:

Unser Mann in Afrika

 (engl.: A good Man in Africa)

 

 

 

 

 

Morgan Leafys Leben will so gar nicht nach Plan verlaufen: Mit hohen Erwartungen sowohl auf beruflicher als auch auf
privater Ebene trat er einst die Stelle als Botschaftssekretär Ihrer Majestät im fiktiven westafrikanischen
Staat „Kinjanja“ an, doch inzwischen hat ihn die Realität auf den Boden der Tatsachen zurück geholt:
Jüngere Konkurrenten überholen ihn auf der Karriereleiter und – was noch schlimmer ist –
seine Traumfrau entscheidet sich ebenfalls für einen anderen. Und als wäre dies noch nicht genug der
Schicksalsschläge, verheddert er sich auch noch in den Fallstricken der korrupten Lokalpolitik …

William Boyd (Sohn eines schottischen Arztes, in Accra/Ghana geboren, Kindheit in England und Nigeria) erzählt
mit viel Witz und Humor und erspart seinem Protagonisten dabei nichts.
Was auch geschieht – es kann immer noch schlimmer kommen …

 

 

 

 

Chris Cleave:

The other Hand

 

 

 

 

 

"Little Bee" (Titel der deutschen Ausgabe) handelt von zwei Frauen, der sechzehnjährigen „Little Bee“ aus Nigeria,
die in England Asyl sucht, und der englischen Journalistin Sarah, deren Lebenswege sich auf schicksalhafte Weise kreuzen.
Die Erzählung beginnt mit dem Tag, an welchem Little Bee und drei andere Asyl suchende Mädchen das
Internierungslager für Flüchtlinge verlassen dürfen und sich nun ganz auf sich allein gestellt in dem
ihnen völlig fremden Land zurechtfinden müssen. Während die anderen drei ohne Ziel und lediglich mit marginalen
Englischkenntnissen dastehen, verfügt Little Bee zumindest über eine Adresse und „the Queen’s English“ –
denn eines hat sie während ihrer zwei Jahre im Flüchtlingslager gelernt: Um zu überleben, musst du entweder
gut aussehen oder gut reden können. Gut auszusehen ist für ein junges Mädchen jedoch gefährlich, also
lieber gutes Englisch lernen!

Die Entlassung der Mädchen aus dem Lager beschreibt Cleave sehr ausführlich, anrührend und nachdenklich stimmend.
Auch im Verlauf der Geschichte, die immer wieder die Erzählperspektive zwischen Little Bee und Sarah
wechselt, gibt es viele Punkte, die zum Nachdenken anregen, andererseits mangelt es aber auch nicht an Momenten,
die den Leser schmunzeln lassen, z.B. wenn es um Sarahs vierjährigen Sohn Charlie geht, der ständig in
seinem Batman-Kostüm herumläuft, und für den die Welt ganz einfach aus goodies und baddies besteht.
Doch so simpel ist die Realität leider nicht, v.a. wenn es um Fragen geht wie:
Wie weit würdest du gehen, um jemandem das Leben zu retten?

Ein Zitat aus Sarahs Überlegungen lautet:

„.." You start off like Charlie. You start off thinking you can kill all the baddies and save the world.
Then you get a little older, maybe Little Bee's age, and you realize that some of the world's
badness is inside you, that maybe you're a part of it. And then you get a little bit older
still, and a bit more comfortable, and you start wondering whether that badness you've seen in yourself
is really all that bad at all
…”

Gegen Ende wirkt die Erzählung allerdings etwas überhastet, gerade im Vergleich zum ihrem ausführlichen Beginn.
Das ist schade und wirkt so, als habe der Autor den Roman rasch beenden wollen. Dennoch ist das Buch insgesamt sehr lesenswert,
zumal es sich mit der Flüchtlingsproblematik eines sehr wichtigen Themas annimmt.
Zwar spielt die Geschichte hauptsächlich in England, doch da v.a. in Little Bees Kapiteln stets Bezug auf Nigeria genommen wird,
passt es in dieser Kategorisierung am Besten in „Westafrika“.

 

 

 

 

 

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