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"Little
Bee" (Titel der deutschen Ausgabe) handelt von zwei Frauen, der sechzehnjährigen „Little Bee“ aus Nigeria,
die in England Asyl sucht, und der englischen Journalistin Sarah, deren Lebenswege sich auf schicksalhafte Weise kreuzen.
Die Erzählung beginnt mit dem Tag, an welchem Little Bee und drei andere Asyl suchende Mädchen das
Internierungslager für Flüchtlinge verlassen dürfen und sich nun ganz auf sich allein gestellt in dem
ihnen völlig fremden Land zurechtfinden müssen. Während die anderen drei ohne Ziel und lediglich mit marginalen
Englischkenntnissen dastehen, verfügt Little Bee zumindest über eine Adresse und „the Queen’s English“ –
denn eines hat sie während ihrer zwei Jahre im Flüchtlingslager gelernt: Um zu überleben, musst du entweder
gut aussehen oder gut reden können. Gut auszusehen ist für ein junges Mädchen jedoch gefährlich, also
lieber gutes Englisch lernen!
Die Entlassung der Mädchen aus dem Lager beschreibt Cleave sehr ausführlich, anrührend und nachdenklich stimmend.
Auch im Verlauf der Geschichte, die immer wieder die Erzählperspektive zwischen Little Bee und Sarah
wechselt, gibt es viele Punkte, die zum Nachdenken anregen, andererseits mangelt es aber auch nicht an Momenten,
die den Leser schmunzeln lassen, z.B. wenn es um Sarahs vierjährigen Sohn Charlie geht, der ständig in
seinem Batman-Kostüm herumläuft, und für den die Welt ganz einfach aus goodies und baddies besteht.
Doch so simpel ist die Realität leider nicht, v.a. wenn es um Fragen geht wie:
Wie weit würdest du gehen, um jemandem das Leben zu retten?
Ein Zitat aus Sarahs Überlegungen lautet:
„.."
You start off like Charlie. You start off thinking you can kill all the baddies and save the world.
Then you get a little older, maybe Little Bee's age, and you realize that some of the world's
badness is inside you, that maybe you're a part of it. And then you get a little bit older
still, and a bit more comfortable, and you start wondering whether that badness you've seen in yourself
is really all that bad at all…”
Gegen Ende wirkt die Erzählung allerdings etwas überhastet, gerade im Vergleich zum ihrem ausführlichen Beginn.
Das ist schade und wirkt so, als habe der Autor den Roman rasch beenden wollen. Dennoch ist das Buch insgesamt sehr lesenswert,
zumal es sich mit der Flüchtlingsproblematik eines sehr wichtigen Themas annimmt.
Zwar spielt die Geschichte hauptsächlich in England, doch da v.a. in Little Bees Kapiteln stets Bezug auf Nigeria genommen wird,
passt es in dieser Kategorisierung am Besten in „Westafrika“. |
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