Chiles Großer Norden:
Arica und Putre

 

 

Von Santiago de Chile flogen wir mit LATAM ins 2.000 km nördlichere, in der Atacamawüste befindliche Arica.
Die im Regenschatten der Anden liegende Atacama erstreckt sich auf einer Länge von 1.200 km entlang der Pazifikküste
und ist die trockenste Wüste der Erde jenseits der Polargebiete.
Hier gibt es Orte, wo seit Jahrzehnten kein Tropfen Regen gemessen wurde, im Jahresmittel fällt dort lediglich
ein Fünfzigstel der Niederschlagsnmenge, die im Death Valley in den USA gemessen wird.
Auch die kalte Meersströmung des Humboldtstroms verhindert die Bildung von Regenwolken, sorgt aber andererseits
für vergleichsweise kühle Wüstentemperaturen von etwa 30°C tagsüber und bis zu -15°C nachts.

Der kurz vor der Grenze zu Peru liegende Küstenort Arica ist Chiles nördlichste Stadt und ein beliebter Surferort.
Hier verbrachten wir eine Nacht im "Arica Surf House" und bummelten ein wenig durch das Stadtzentrum.
So richtig "warm" wurden wir mit der Stadt nicht, aber vielleicht waren wir einfach nur zu kurz dort.


(Bilder zum Vergrößern bitte jeweils anklicken) 

 

 

Arica, Plaza del Tren

 

Catedral de San Marcos

 

Von Arica fuhren wir am nächsten morgen um 7 Uhr mit dem La Paloma Bus hinauf ins Andenhochland nach Putre.
In knapp dreistündiger Fahrt gelangt man dabei von Meeresspiegelniveau hinauf auf eine Höhe von 3.650 m.ü.NN.
Das ist nicht ohne und in Putre angekommen, spürt man die Höhe direkt, denn selbst die geringste
körperliche Bewegung führt zu Kurzatmigkeit und selbst die Kugeln aus den Deorollern springen einem beim
Öffnen munter entgegen (über diesen Höheneffekt hatten wir schon damals in Quito/Ecuador lachen müssen).

Putre ist ein Bergdorf mit ca. 2.200 Einwohnern im Grenzgebiet zu Bolivien und Peru, das seit dem
Salpterekrieg (1879-1883) zu Chile gehört und seitdem nördlichste Stadt des Landes ist.
Die Landschaft ist karg und gebirgig, die meisten Menschen leben von der Landwirtschaft, dennoch
gibt es auch ein paar kleinere touristische Einrichtungen - doch zum Glück ist aufgrund der
räumlichen Abgeschiedenheit alles sehr zurückhaltend, das Dorf und die Menschen haben ihren
Charakter bewahrt und man findet hier vor allem Ruhe und Entspannung.

 

 

Blick auf Putre aus dem Busfenster

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Dorfkirche von 1670

 

Plaza de Putre

 

 

 

 

 

Unsere Unterkunft, das Hotel Las Vicuñas, liegt etwas ausserhalb direkt am Ortseingang.
Da über die vier Tage unseres Aufenthalts kaum weitere Übernachtungsgäste anwesend waren, war es hier extrem ruhig,
was wir voll genossen, insbesondere den nächtlichen, klaren Sternenhimmel mit Milchstraße.
Aber Besucher gab es dennoch, und zwar tierische: Nein, keine Vicuñas, aber zumindest Alpacas.
Auf einmal waren sie da, direkt vor unserem Fenster und so gar nicht scheu wie sonst. <3


 

 

 

 

 

 
 

  

 

 

 

 

Die erste Tagestour, die wir beim hiesigen Touranbieter "Putre York" buchten, führte in den auf etwa 4.600 m Höhe
gelegenen Lauca Nationalpark an der Grenze zu Bolivien. Prägend für das andine Landschaftsbild sind die hohen,
schneebedeckten Vulkangipfel der Sechstausender: Parinacota (6.342 m) und Pomerape (6.286 m), die zusammen
den sog. Payachata-Komplex bilden ("paya"= zwei, "chata"= Berge); der Guallatiri (6.071 m), einer der
aktivsten Andenvulkane direkt an der bolivianischen Grenze und der Cerro Acotango (6.052 m), dessen
Südflanke von einem Gletscher bedeckt ist.

Die Tour startete bereits um 7 Uhr morgens und direkt ging es steil bergauf. Oben zeigte sich schon bald
das erste Licht des Tages. Die Temperaturen betragen um diese Uhrzeit noch um die 0°C und man tut gut daran,
sich gemäß des "Schichtenmodells" zu kleiden, denn sobald die Sonne heraussen ist, strahlt sie ungehindert
aus einem meist wolkenfreien, azurblauen Himmel herab.

Erstes Etappenziel war der auf einer Höhe von 4.520 m Höhe gelegenen Lago Chungará, einer der
höchstgelegenen Seen der Welt. Unterwegs erblickt man immer wieder Lama- und Alpacaherden sowie die wild lebenden,
elegant anmutenden Vicuñas, deren Rückenfell am frühen Morgen noch gefroren ist.

Der See ist Lebensraum zahlreicher Flamingos, Wildgänse und -enten und wäre es windstill gewesen,
hätten sich die umliegenden schneebedeckten Berggipfel, insbesondere die perfekte Kegelform des Parinacotas,
in seiner Oberfläche gespiegelt. Da es aber windig war, blieb uns dieser Anblick leider vorenthalten.

 

Der Schichtvulkan Parinacota am Lago Chungará

 

 

 

 

Auf und zwischen den Felsen entdeckt man immer wieder die von ihrem Aussehen her
Kaninchen ähnelnden Vizcachas, die jedoch Verwandte der Chinchillas sind.
Etliche Steine und Felsen in dieser Höhenlage sind von der moosähnlichen Yareta-Pflanze
grünlich überzogen, die jedoch zur Familie der Doldenblütler (Apiaceae) zählt.
Diese raue, extrem langsam wachsende, andine Wüstenpflanze gedeiht erst in Höhen über 4.000 m
und wird zu medizinischen Zwecken sowie als Brennstoff genutzt.

 
 

 

 

 

 

 

Yareta-Bewuchs

 

 

 

 

Weiteres Etappenziel auf ca. 4.400 m Höhe war das nahezu verlassene Dorf Parinacota.
In den etwa 50 Häusern leben heute noch etwa 20-30 Menschen. Die anderen Hausbesitzer besuchen den Ort
lediglich noch zu größeren Festen. Besonders schön ist die kleine, von einer Mauer umgebene Kirche aus dem 17. Jahrhundert.

 

 

 

 

 
 

 

 

 

Doch noch eine Spiegelung ...

 

 

... plus Vicuñas, Alpacas, Guanakos, Lamas

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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